Meine kleine Tretboot-Fibel
Als erster Hersteller der Welt hat Barro 1955 langlebige und robuste Tretboote aus hochwertiger, seewasserbeständiger Aluminium-Legierung hergestellt. Im Laufe der Jahre wurden die Pedalos weiterentwickelt und verschiedene Bootstypen entstanden. Die Typen unterscheiden sich vor allem in Form, Sitzanzahl und Größe.
Alle bis 1978 konstruierten Pedalos verfügen über einen Heckantrieb, die Kraftübertragung von der Tretwelle bis zum Wasserrad im Heck erfolgt über einen Kettenantrieb. Typisch ist das spezielle aus Lamellen geformte wabenförmige Wasserrad.
Möwe (1955-1965)
Dieses 2er-Tretboot ist 4,20 m lang, 1,20 m breit und wiegt ca. 100 kg. Deck und Rumpf sind komplett aus Aluminium. Nur die Haube über dem Wasserrad im Heck wurde aus GfK gefertigt. Im Bootsinneren sind Querspanten in Form von Aluminiumprofilen vernietet, um die Formstabilität des Bootsrumpfes zu erhöhen. Ursprünglich waren Möwen oben weiß und unten rot lackiert. Der Boden hatte eine grüne Antifouling-Beschichtung.
Vorne verfügt die Möwe über eine durchgehende Erhöhung als Konsole für den Einbau der Lenkung. Diese erfolgt vom Lenkrad über ein Ritzel-Zahnstangen-Getriebe und Seilzug bis zu den Ruderblättern im Heck.
Die 2 Fahrersitze, original mit Kunststoffseilen bespannte Sitze aus verzinktem Rohrbügel, sind verstellbar, die kleine Bank hinten ist ausschließlich für Kinder geeignet.
Die Luxus-Ausführung hat Windschutzscheibe und ein klappbares Cabrio-Verdeck.
Die Möwe ist mit insgesamt 245 Liter Auftriebsmasse aus Styropor gefüllt (Bug und Seitenkammern im Heck).
Delphin & Pinguin (1961-1973)
In den 60ern wurden die Pedalos deutlich länger: Barro baute einen 2-3-Sitzer, den Delphin, mit 4,60 m Länge und einen 4-Sitzer, den Pinguin, der sogar 4,85 m lang ist. Beide haben ein Deck komplett aus glasfaser-verstärktem Polyester.
Der Bugbereich ist eben, ohne Erhöhung. Im Heck deckt eine niedrige Haube das Wasserrad ab. Der kleinere Delphin hat zwei verschiebbare Einzelsitze vorne, hinten eine Sitzbank. Der Pinguin hat vier Einzelsitze. Beide Modelle gibt es in der Luxus-Ausführung mit Windschutzscheibe und klappbarem Cabrio-Verdeck. Im Delphin werden 250 l Auftriebsmasse verbaut, im Pinguin 360 l.
Das Design des Delphins, in Proportion und Form besonders schnittig und abgerundet, ist vielleicht als das Schönste unter den Barro Pedalos hervorzuheben. Die hintere Sitzbank in geschwungener Form ist in einem Guss mit dem Polydeck verbunden.
Hecht & Hai (ab 1971)
In den 70er-Jahren ging Barro wieder zu einem Deck komplett aus Aluminium zurück. Vorne und hinten ist das Pedalo nun ganz eben ohne Erhöhungen, auch die Wasserradabdeckung ist flach – ein schnörkelloses und klassisches 70er-Jahre Design. Die besondere Konstruktion mit schnittigem Steven und leicht aufgezogener Heckpartie bietet im Wasser wenig Widerstand und macht das Boot leichtlaufend und schnell. Im Fahrgastbereich ist der Boden breit, abgeflacht und mit Sikken in Längsrichtung versehen, welche die Stabilität erhöhen, so dass bei diesen Modellen auf vernietete Querspanten verzichtet wird.
Der kleinere Hecht ist mit nur 4,00 m Länge sehr zierlich und eignet sich für maximal 3 Personen. Er hat 2 verschiebbare Einzelsitze und hinten eine Aluminiumbank. Der Hai bietet mit 4,60 m Länge deutlich mehr Platz im Fahrgastbereich. Ihn gibt es mit 4 Einzelsitzen oder auch mit 2 Einzelsitzen und Aluminiumbank im hinteren Bereich. In den 70er-Jahren war die Bank noch abgerundet, Anfang der 80er-Jahre wurde die Bank glatt abgekantet, dafür aber die Sitzfläche breiter.
Um mehr Auftriebsmasse zu verbauen, haben Hai und Hecht zusätzlich seitliche Auftriebskammern hinter der Innenverkleidung aus Bootsbausperrholz. Im Hecht werden 375 l Auftriebsmasse verbaut, im Hai sogar 500 l.
Turbokrauler (ab 1978)
Dieses Barro-Tretboot hat zum ersten Mal einen Direktantrieb: Das Wasserrad - ein besonderes Turbinenrad - ist mittig im vorderen Bereich eingebaut. Die Kraftübertragung erfolgt direkt von der Tretwelle an das Wasserrad. Ähnlich einem Wasserstrahlantrieb wird der Rückstoß in einem Schacht bis zum Heck geführt.
Der gesamte Rumpf ist aus seewasserbeständiger Aluminiumlegierung als Katamaran voll schutzgasgeschweißt. Die ersten Boote hatten als Lenkung einen Hebel (Joystick), später durch ein Lenkrad ersetzt. Von Anfang an bestand die eigentliche, sehr praktische Ruderanlage aus einer runden Ruderscheibe. Zwischenzeitlich wurde die Haltegabel hierfür durch eine stabilere Befestigung ersetzt, da das Rad auch als Transportrad fungiert, um das Boot an Land zu bewegen.
Den Turbokrauler gibt es als 2-Sitzer, 3,50 m lang, oder als 4-Sitzer, Länge 4,20 m, beide sind 1,60 m breit.
Diverse Sonderausstattungen mit einem klappbaren Sonnendach, mit Sitzbank im Heck und Rückenlehne aus Holz wurden gebaut.
Kuriositäten
Die Oma aller Tretboote! Barros erstes Tretboot, die Schwalbe, Mitte der 50er-Jahre gebaut - niedlich, aber nie in Serie gegangen. Restaurierung durch Kanuliebe für 2021 vorgesehen. Work in Progress wird demnächst online dokumentiert
Kuriositäten
Der Oma widerspricht niemand! "Kundeninformationen" vom Feinsten befinden sich in diesem Tretboot aus den 50er-Jahren.
Kuriositäten
Die Pedale der 50er-Jahre waren auch für grobes Schuhwerk geeignet!
Sollten Sie für Ihr Boot einen Satz frische Pedale suchen, schauen Sie mal in unserem Shop vorbei – hier finden Sie zeitgemäßen Ersatz.
Kuriositäten
... fährt sich fast von allein ...
Kuriositäten
Ein Turbokrauler der abenteuerlichen Art: Die herrliche Mackrele, eine Spezialanfertigung für den Europa-Park "Rulantica". Quelle: Rulantica/Rust
Kuriositäten
Klein, aber fein. Mit nur 3,80 m das kleinste Pedalo der Barro-Familie. Barro baute 1971 den Prototypen für ein neues Tretboot, den Hecht. Der Hecht wuchs und wurde ein Dreier-Tretboot. Dieses kleine Schmuckstück aber ging nie in Produktion.
Kuriositäten
Ja, das ist ein Tretboot – Luxus-Hai aus dem Jahr 1980.